Überblick zur Geschichte der Westheimsiedlung
"In den Jahren der großen Wirtschaftskrise hat 1932 die Siedlertätigkeit in Regensburg begonnen. Nachdem bereits am Brandlberg sowie in der Nähe vom Gut Harthof (heutige Konradsiedlung) und in Steinweg bei den Strobellehmgruben (Pfälzersiedlung) eine rege Bautätigkeit herrschte, sollte auch im äußeren Westen der Stadt eine Siedlung entstehen. Vorgesehen waren Bauplätze von der Lohgrabenstraße bis zum Hochweg. Erst als die Grundstücksverhandlungen mit dem damaligen Besitzer scheiterten, konnte ein Gelände am Weinweg, östlich des früheren Flugplatzes für die Errichtung von 40 Siedlerstellen erworben werden.
Ohne Eigenkapital wurde das Vorhaben finanziert mit günstigen Hypotheken von der Süddeutschen Bau- und Bodenbank und der Stadtsparkasse Regensburg. Im Frühjahr 1933 wurde von damals meist arbeitslosen und kinderreichen Familienvätern mit dem Bau begonnen, um dann später durch Losentscheid ein Häuschen zu bekommen. Der an der Hundsumkehr stationierte Freiwillige Arbeitsdienst hatte zuvor den Weinweg notdürftig ausgebaut. Mit sozusagen „viel Arbeit und wenig Brot“ ging es trotzdem mit dem Bauen zügig voran. Es gab weder Strom noch Wasser. Die fürstiche Notstandsküche hatte manchmal die hart arbeitenden Männer mit warmen Mahlzeiten versorgt. Auch Holz für Gartenzäune wurde vom fürstichen Forstamt zur Verfügung gestellt.
Obwohl noch nicht fertiggestellt, ist bereits im Dezember 1933 der erste Siedler eingezogen. Die weiteren Umzüge folgten bis März 1934. Frauen und Kinder mussten mithelfen, um die wenigen Habseligkeiten aus der Stadt und den Vororten, zum größten Teil mit Handkarren, heranzuschaffen. Noch einige Monate dauerte es, bis die Siedlung an das Stromnetz angeschlossen war und die Gärten die ersten Früchte einbrachten. Umliegende Felder und Wiesen konnten zusätzlich gepachtet werden, um Kartoffeln und Futter für die Kleintierhaltung anzubauen. Für die Kinder war der Weg zur Schule noch sehr weit und die Hausfrauen mussten ebenfalls viel Zeit aufwenden für tägliche Besorgungen.
Dennoch waren die Menschen glücklich und froh, ein Eigenheim mit Garten zu besitzen. Die düsteren und zu klein gewordenen Wohnungen in der Altstadt und Umgebung waren bald vergessen. Während des Krieges hatten manche Stadtbewohner ihren Bedarf an Obst und Gemüse in der Siedlung eingehamstert. Nur mit verhältnismäßig geringen Schäden wurden die Kriegsjahre überstanden, trotz schwerster Bombardierungen des nahegelegenen Messerschmittwerkes.
In den Jahren danach bangte man noch einmal um den Erhalt der Siedlung. Es waren Gerüchte im Umlauf, wonach der angrenzende Flugplatz nach Osten erweitert werden sollte. Jedoch ist es nicht dazu gekommen. Keiner der Siedler hätte es sich träumen lassen, dass die 40 Häuschen nach 50 Jahren von Industriebauten und Wohnblocks umschlossen sein werden.
So sind die „Westheimer“ nun zu echten Städtern geworden. Alle Häuschen sind inzwischen umgebaut bzw. erweitert worden. In der Nähe entstand das moderne Westbad und die Bezirkssportanlage. Nach hier führen neue Straßen und verkehrt der Bus. Bis heute ist der Stadtwesten zu einem Stadtteil herangewachsen, der mit zu den schönsten Wohn- und Naherholungsgebieten zählt."
40 Jahre Später
fast 90 JAHRE NACH DEM ERSTEn SPATENSTICH
2023
Viele Jahre sind mittler Weile vergangen, seit dieser Zeitzeugenbericht erstellt wurde und die Siedlung bewegt sich unaufhaltsam von Jubiläum zu Jubiläum. Von den Pionieren der Gründerzeit ist längst keiner mehr am Leben und es werden bereits mit den Kindern der fünften Generation die Siedlerfeste begangen. Eines aber ist seither von Generation zu Generation, von Eigentümer zu Eigentümer, und von Bewohner zu Bewohner weitergegeben worden: Der Zusammenhalt in der Nachbarschaft, wodurch das Erbe der Ursiedler auch heute weiterlebt.
SIEDLERVEREINIGUNG
Wie in den Gründungsjahren ist die Westheimsiedlung als „Siedlergruppe Westheim“ zum Siedler- und Eigenheimervereinigung Regensburg e.V. der Konradsiedlung zugehörig. Heute liegt die einst abgelegene Siedlung eingebettet im Westenviertel der Stadt Regensburg und gibt einem der fünf Unterbezirke des Westenviertels seinen Namen.